viehweger.org

Antworten aus der Religion

Jamie Duncan mit seiner Frau Bettie, 1999

Ich werde nie Jamie Duncan vergessen, hier mit seiner Frau Bettie bei einem Besuch auf meiner Farm 1999. Sein Vorname ist übrigends keine Verniedlichungsform, sondern nur ein selten benutzter amerikanischer Vorname. Jamie war Prediger der Church of Christ, in Gilmer/Texas sowie Mt.Pleasant/Texas und ist überall in Ost-Texas bekannt und beliebt. Er stand mitten im Leben, hat eine große Menschenkenntnis und außerdem noch Zeit mir die Bibel nahe zu bringen. Nachdem ich zweimal mit Jim und Irene Sonntags in seiner Kirche war, drückte er mir am dritten Sonntag eine hervorragend lesbare deutsche Übersetzung der Stuttgarter Bibelgesellschaft in die Hand. Das in Texas. Und weil ich sonst keinen deutschen Text dort hatte, las ich diesen. Und fiel aus allen Wolken was darin alles an Unzucht, politischen Schweinereien und geschichtlicher Beschönigung enthalten war. Jamie ist inzwischen weit über 80. Er hatte im Jahr 2000 einen Schlaganfall. Nun predigt er zwar nicht mehr, aber erfreulicherweise hat er eine sehr positive Lebenseinstellung.

In jedem Leben treten Fragen auf und der Mensch sucht Antworten.
Kann die Religion die Antworten geben? Diesen Anspruch hat zumindest die christliche Religion. Die Fähigkeit dazu vielleicht auch. Aber die Kirchen werden immer leerer das ist ja wohl ein deutliches Zeichen, daß die Religion irgendwie versagt. An materieller Ausstattung kann das kaum liegen. Die obersten Tempeldiener der vom Staat unterstützen Religionen haben ein abgeschlossenes Hochschulstudium und werden ordentlich bezahlt. Wie höhere Beamte, also nicht zu knapp. Aus unserer zwangsweise abgezogenen Kirchensteuer. Diese Art der Finanzierung des Seelenheils ist meines Wissens übrigends ein ziemlich einmaliger deutscher Sonderweg. Alle derzeitigen Staatsreligionen sagen erfreulicher Weise auch, daß auch Ungläubige ihr Seelenheil erlangen, wenn sie sich hier auf Erden ordentlich benehmen. Es ist also nicht erforderlich Kirchensteuer zu zahlen, um eventuell später mal in den Himmel zu kommen oder um zu Lebzeiten eine Kirche betreten zu dürfen. Die Kirchensteuer vermeidet man übrigends so: man greift zum Telefon und ruft sein zuständiges Amtsgericht an. Dort erkundigt man sich nach der richtigen Zimmernummer, den Geschäftszeiten und Parkmöglichkeiten. Dann fährt man mit seinem Personalausweis dorthin und erklärt seinen Kirchenaustritt auf einem dort vorrätigen Formblatt. Niemand hindert einen anschließend, als anständiger Mensch weiter zu leben.

Gott -falls es einen gibt- sei meiner Seele -falls ich eine habe- gnädig.
spottete bekanntlich Voltaire. Vielleicht kurz bevor sein Leibarzt zu ihm sagte: und nun muß gestorben werden. Sicher hat er es sich aber auch zu leicht gemacht. Denn an einen Gott oder eine Übermacht im klassischen Sinn und mit weißem Bart, glauben wohl die wenigsten Menschen. Dazu wissen schon zuviele, daß Gott die Zündung von Atombomben nicht verhinderte, noch die Inquisitionen, noch Hexenverfolgungen, noch fürchterliche Kriege. Dabei sind der 30-jährige Krieg und die beiden sogenannten Weltkriege in Mitteleuropa nur kleine Beispiele. Weitere, durch keinen Gott verhinderte Mißstände wären der Mißbrauch von Informationen die eigentlich durch das Beichtgeheimnis geschützt sein sollten, und dazu führten, daß die Kirche der größte Landbesitzer wurde, wie auch die Tatsache, daß es die prunkvollsten Kirchen in den ärmsten Ländern gibt.
Vielleicht sollte man mit heutiger Kenntniss das Wort Gott einfach durch den Begriff Zufall ersetzen. Ehrlicher wäre es! Trotz allem gibt es ein brauchbares Werk zur Unterstützung bei der Lebensführung, und das ist

die Bibel

nach ganz unten

Diese Schriftensammlung zerfällt grob erstmal in zwei Teile, das "alte Testament" (AT) und das sogenannte "neue Testatment" (NT). Das AT ist eine Zusammenfassung, offensichtlich kurz nach dem Beginn schriftlicher Aufzeichnungen im vorderasiatischen Raum, also seit etwa 6000 Jahren, älter und erhalten ist nur das Gilgamesch-Epos (was ebenfalls einen Hinweis auf eine Sintflut gibt!). Die Kirche selber schätzt die ältesten, heute noch erhaltetenen Schriften übrigends nur auf max 3000 Jahre. Was eventuell davor geschrieben wurde, ist verschollen und wurde zeitweise nur mündlich weitergegeben. Das NT wurde erst vor etwa 1600 Jahren verfasst, also etwa 400 nach Chr, und natürlich im damaligen Zeitgeist. Beide Teile der Bibel schöpfen offensichtlich aus vielfältigen mündlichen Überlieferungen. Und kein Teil der Bibel wurde in amerikanischer oder deutscher Sprache verfasst. Die bemerkenswerteste Übersetzungsarbeit leistete sich King James (England) der weit über 100 Übersetzer dransetzte, um aus dem teils hebräischen, teils griechischen Texten, einen halbwegs vernünftigen (alt-) englichen Text zu erzeugen.
Merkwürdig, daß offensichtliche Übersetzungsfehler weiterbestehen. Bestes Beispiel, es wird in Mt 19:24, Mk 10:25 und Lk 18:25, also dreimal, erwähnt: ..als daß ein Kamel durch ein Nadelöhr geht...!!! Dabei wurde das Wort Kamel nur als Synonym für die Hanfseile im damaligen Transport- und Logistikgewerbe benutzt. Natürlich geht weder Katze, Hund noch Kamel durch ein Nadelöhr, will ja auch niemand. Gemeint war lediglich ein dickes Seil. Ob die Bibel mit derartigen Übersetzungsfehlern noch ernst zu nehmen ist? Na gut, das betrifft das NT. Und dieses ist eigentlich nur als wünschenswerter Ethik-Maßstab zu verstehen, der das Ziel sein sollte. Leider sind oft noch nicht mal die Ethik-Maßstäbe des AT erreicht, als da kondensiert wäre:

Beklagenswerter Weise werden ja oft nicht mal diese Forderungen des AT eingehalten. Und diese Regelungen für Extremfälle sind ja nun auch keine Hilfe im Alltag. Andere betrachten das AT lediglich als israelisches Geschichtsbuch, eine Funktion die das AT außerdem natürlich ebenfalls hat. Trotzdem ist auch im alten Testament eine Menge Lebenshilfe für den Alltag enthalten. Und diese befindet sich im Buch der Sprichwörter (Proverbs) und im Buch des Predigers (Koholet).

Erfahrungen

nach ganz oben     nach ganz unten

die sich offensichtlich seit Jahrtausenden als wahr erwiesen haben, stehen im AT, im Buch der Sprichwörter (engl. Proverbs). Man sollte sie lesen. Selber und vollständig.

hier klicken zum Buch der Sprichwörter / Proverbs
vollständiger Text mit Navigation

Dabei wird auffallen, daß bestimmte Grundgedanken sehr oft wiederholt werden. Weil es viele unveränderte Teilsammlungen von Lebensweisheiten sind. Wiederholungen sind besonders die Aussagen über Tore, also Intelligenz-Verschonte. Und wer wird es schon wagen, aus der Sprüchesammlung Salomons Sprüche zu streichen, bloß weil sie Wiederholungen sind? Er hatte zwar den Beinamen "der Weise", die Beschreibung "intelligenter, genußsüchtiger und brutaler Machtmensch" beschreiben ihn aber sicher treffender. Ich sage nur: Samuel 2 und Buch der Könige.
Es ist also eine uralte Erkenntnis, daß auf Erden eben nicht alle Menschen gleich sind. Nach dem Tode und beim jüngsten Gericht werden die Menschen vielleicht gleich behandelt. Insofern als jeder Lebenslauf dann angeblich gewogen wird. Aber das Ergebnis der Wiegung liegt wohl -wenn es sowas geben sollte- in der Hand Gottes oder des Zufalls. Ein Rechtsanspruch auf ewige Vergünstigungen gibt es selbst dann nicht. Und erst recht nicht auf Erden. Auch wenn sozialistische Parteien wie SPD oder SED (nun PDS) irdische Vergünstigungen für Jeden als Wahlversprechen pousaunen, um auch von "Toren" Stimmen zu fangen.

der Sinn des Lebens

nach ganz oben     nach ganz unten

wird im Buch Prediger (engl. Koholet) abgehandelt. Natürlich nur aus der Sicht eben dieses Predigers namens Koholet. Aber dieses ist sowohl bemerkenswert zeitlos als auch bemerkenswert modern. Auch das sollte man lesen. Selber und vollständig.

Rezession +
Kurzfassung
hier klicken zum Buch Prediger/Koholet
vollständiger Text mit Navigation

Es ist alles nur Eitelkeit ... wird dort oft geschrieben. Mir persönlich geht die Summe dieser Aussagen zu weit. Ich sehe durchaus einen Sinn im Leben, nämlich den, "Spuren zu hinterlassen". Auch wenn diese mal verweht werden sollten, setzen sie Erinnerungen und Maßstäbe. Zumindest einen Versuch ist vieles wert, auch wenn, genau so sicher, nicht alles Bestand haben wird.

Die Bibel ist ziemlich umfangreich und teilweise sehr interessant. Allerdings nicht in allen Teilen. So betrachte ich beispielsweise das 3.Buch Mose (Levitikus) eigentlich nur als Hilfe zum Überleben in der Wüste und falls man gleichzeitig nur antike medizinische Kenntnisse und Ausrüstung hat. Sowas kommt also eher selten vor, ist vielleicht historisch interessant aber heute als Ballast einzustufen. Treffende Antworten auf Probleme im Leben kann die Bibel allerdings auch geben. Natürlich nicht auf alle. Und wer sich nur auf die Bibel abstützt, beschränkt sich unnötig. Heutzutage ist die Bibel nicht mehr das einzige Buch. Bereits 1455 startete mit Gutenberg ein deutlicher Trend zum Zweitbuch.

nach ganz oben

Das Problem ist, daß es Probleme gibt

Und die Antworten welche die Bibel nicht gibt und vielleicht auch nicht geben kann, werden dann woanders gesucht. Hier ist die Kirche aufgerufen, die Bibel dem Laien näher zu bringen. Wenn die Kirche das weiterhin nicht tut, wird die Bedeutung der Institution Kirche ständig weiter schrumpfen. Vielleicht können aus der Bibel auch nicht alle Antworten gefunden werden, aber deutlich mehr, als derzeit von der Kirche geliefert werden. Leider versagt die Kirche hier wie immer und beklagt dafür Ersatzlösungen die keine sind, wie die Problemkreise Alk und Drogen, Sekten, die Auflösung der Familienbande usw. Und daran hat die Kirche (in Deutschland) selber erhebliche Schuld, weil sie dem Menschen keinen Halt gibt. Weil sie untätig ist und das Setzen von Maßstäben Politikern überlässt, die ganz andere Interessen haben, nämlich nur die nächste Wahlperiode und ihre persönlichen Ziele. Dabei bietet die Kirche in Deutschland leider nur Ersatzlösungen an, die mit der Bibel nichts zu tun haben, eher mit angeblich sozialen Parteiprogrammen. Die Kirche ist in zu vieler Hinsicht zu einenm Heuchelclub deformiert. Ein aktives Eintreten für die Familien und den Erhalt der Gesellschaft, als Hilfe auf dem Weg durchs Leben, für den Erhalt der Werte in der Gesellschaft ... wo hört man solche Maßstäbe? Wer setzt nun Maßstäbe im Leben? Jeder Mensch ist aufgerufen, diese für sich selber zu setzen. Und er trägt dafür ohnehin die volle Verantwortung. Also nicht nur die Verantwortung seiner derzeitigen Ziele, sondern auch seiner Zukunft, seines Sozialverbandes in dem er lebt, im jeweils weitesten Sinne. Dazu hat Gott die Menschen aufgerufen. Eine Kirche wie in Deutschland ist überflüssig. Die Bibel allein genügt. Aber vergeßt auch nicht was Koholet sagte:

7:16 Sei nicht allzu gerecht und nicht allzu weise, damit du dich nicht zugrunde richtest.

Seitenanfang | Impressum | e-mail